Barfusslaufen für Kinder - Der Trend und die Herausforderung

Der Trend zur Natürlichkeit und die Herausforderung zu Hause

Wenn man über ein Jahrzehnt in der Barfussbranche tätig ist, sollte man meinen, die Familie sei die erste, die das Konzept begeistert aufnimmt. Doch wie so oft gilt: Der Prophet hat es im eigenen Land schwer. Das erlebe ich fast täglich – nicht nur bei meinen Kunden, sondern auch in den eigenen vier Wänden.

Meine Partnerin hat tatsächlich schon mal Barfussschuhe getragen. Aber nicht etwa, weil sie von den gesundheitlichen Vorteilen überzeugt war – sondern schlicht, weil sie ihr gefallen haben. Stylisch und bequem, das sind die Argumente, die bei uns zu Hause zählen. Studien über Fussgesundheit? Motorische Entwicklung bei Kindern? Diese Diskussion habe ich mir irgendwann gespart. Stattdessen freue ich mich still, dass sie zumindest gelegentlich auf Barfussschuhe zurückgreift, auch wenn der Grund ein anderer ist.

Barfusslaufen: Was sagt die Wissenschaft?

Dabei gäbe es genügend Argumente, die das Barfusslaufen unterstützen. Die Wissenschaft spricht eine klare Sprache: Zahlreiche Studien belegen, dass Kinder, die regelmässig barfuss laufen, eine stärkere Fussmuskulatur und eine bessere Körperhaltung entwickeln. Eine Untersuchung der Universität Stellenbosch zeigte beispielsweise, dass barfusslaufende Kinder in Balance, Sprungkraft und Sprintgeschwindigkeit deutlich besser abschneiden als ihre beschuhten Altersgenossen. Ihre Füsse und Bewegungen entwickeln sich natürlicher, weil sie ohne die Einschränkungen fester Schuhe agieren können.

Dennoch greifen viele Eltern – meine eingeschlossen – lieber zu herkömmlichen Schuhen. Warum? Oft geht es um Bequemlichkeit, modische Vorlieben oder schlicht Unwissenheit über die Vorteile des Barfusslaufens. Da hilft es auch wenig, wenn der Partner eine Barfussschule leitet und seit über 11 Jahren Menschen zu diesem Thema ausbildet.

Der Wandel im Einzelhandel: Barfussschuh-Kompetenzzentren

Trotzdem tut sich einiges. Immer mehr Eltern erkennen, dass gesunde Füsse ein wesentlicher Baustein für die gesamte körperliche Entwicklung ihrer Kinder sind. Barfussschuhe, die die natürliche Fussfunktion unterstützen, werden deshalb zunehmend beliebter. Und dieser Trend zeigt sich auch im Einzelhandel: Viele Schuhgeschäfte rüsten ihr Sortiment auf und bieten mittlerweile eine breite Auswahl an Barfussschuhen an – vor allem für Kinder.

In Deutschland arbeitet die Barfussschule seit kurzem eng mit dem grossen Schuheinkaufsverband GMS zusammen. Der Verband repräsentiert zahlreiche konventionelle Schuhgeschäfte, die sich nun vermehrt dem Thema Barfussschuhe widmen wollen. Unsere Aufgabe ist es, diese Läden zu schulen und ihnen das nötige Fachwissen zu vermitteln, damit sie ihren Kunden fundiert beraten können. Die Idee ist, dass diese Geschäfte sich künftig als „Barfussschuh-Kompetenzzentren“ positionieren und damit eine Anlaufstelle für gesundheitsbewusste Eltern werden.

Barfussschuhe: Ein Gewinn für die Zukunft unserer Kinder

Warum sind Barfussschuhe besonders für Kinder so wichtig? Der kindliche Fuss ist noch in der Entwicklung und braucht Bewegungsfreiheit, um sich optimal formen zu können. Herkömmliche Schuhe mit dicken Sohlen und fester Stützung schränken diese Freiheit ein, was langfristig zu Fussfehlstellungen und anderen gesundheitlichen Problemen führen kann. Barfussschuhe hingegen bieten dem Fuss genau das, was er braucht: Schutz vor der Umwelt, ohne die natürliche Bewegung zu behindern.

In meiner Arbeit sehe ich immer wieder, wie begeistert Kinder auf Barfussschuhe reagieren. Sie spüren den Unterschied sofort. Sie laufen, rennen und springen mit einer Leichtigkeit, die man bei herkömmlichen Schuhen oft vermisst. Eltern, die es ausprobieren, berichten häufig, dass ihre Kinder sich freier und aktiver bewegen. Und das ist letztlich das Wichtigste: Kinder sollen Spass an der Bewegung haben und sich dabei gesund entwickeln.

Der Prophet im eigenen Land

Bei uns zu Hause wird es wohl noch ein bisschen dauern, bis die Barfussschuhe in der Garderobe alle Plätze der klassischen Sneaker einnehmen. Auch wenn meine Partnerin die Schuhe gelegentlich trägt, weil sie „ganz nett aussehen“, bleibt es ein langer Weg. Aber ich gebe nicht auf – denn irgendwann wird vielleicht auch bei uns die Erkenntnis siegen, dass gesunde Füsse der Schlüssel zu einem gesunden Körper sind.

Und bis dahin arbeiten wir im gesamten Team der Barfussschule weiter daran, immer mehr Schuhgeschäfte zu Barfussschuh-Kompetenzzentren zu machen. Wer weiss, vielleicht überzeuge ich so ja auch eines Tages meine eigene Familie.

_{Von Pelle, Gründer der Barfussschule}